Fragetypen im Bewerbungsgespräch
Fragetypen
Klare und gezielte Fragen strukturieren das Vorstellungsgespräch und verhindern Abschweifungen. Daher begegnet man immer wieder den gleichen Fragetypen, offenen und geschlossenen, aber auch richtungsweisenden Fragen. Abgesehen von den Aufwärmfragen zu Beginn des Gesprächs sind dies vor allem folgende Fragetypen:
Informationsfragen
werden in der Regel zu Anfang des Vorstellungsgesprächs gestellt, oder sie dienen der Überleitung zur nächsten Gesprächsphase. Mit ihnen will man Vorstellungen, Erwartungen und Ziele des Bewerbers in Erfahrung bringen. Informationsfragen werden zumeist mit "wer, wie, was, warum" etc. eingeleitet.
Beispiel: Was wissen Sie über unser Unternehmen?
Suggestivfragen
wollen den Bewerber zur Bestätigung der geäußerten Meinung verleiten, denn bei ihnen ist die Antwort schon "eingebaut". Vor allem unsichere Bewerber versucht man mit solchen Fragen "aufs Eis zu führen", daher ist hier äußerste Vorsicht geboten.
Beispiel: Finden Sie nicht auch, dass die Familie das Wichtigste im Leben ist?
Alternativfragen
geben dem Bewerber Gelegenheit, sich zwischen mehreren Möglichkeiten zu entscheiden. Daher stellen sie gerade für unsichere Bewerber eine Hilfestellung bzw. Entscheidungshilfe dar.
Beispiel: Halten Sie den ungarischen oder den tschechischen Markt für den spannenderen Wachstumsmarkt für unsere Branche?
Gegenfragen
werden gestellt, wenn man die Gesprächsführung wieder zurückgewinnen will. Sie beziehen sich auf Fragen, die der Partner gestellt hat und dienen der Vermeidung von Einwänden, der Informations- oder Zeitgewinnung. An einer Stelle ist eine Gegenfrage jedoch nicht akzeptabel, nämlich bei der Frage nach dem Gehaltswunsch des Bewerbers.
Beispiel: Wie darf ich Ihre Frage verstehen?
Indirekte Fragen
fragen nach Unverfänglichem, zielen aber auf Informationen, die man normalerweise nur ungern verrät. Der andere Grund, aus dem solche Fragen gestellt werden, ist, dass die direkte Frage den Frager ungünstig aussehen ließe.
Beispiel: Wie werden Überstunden bei Ihnen gehandhabt?
Rhetorische Fragen
setzen Meinungsgleichheit voraus, was die Antwort an sich überflüssig macht. Daher werden sie besonders zur (Wieder-)Belebung des Gesprächs gestellt.
Beispiel: Wer will schon die Vorzüge systematischer Arbeitsweisen leugnen?
Mehrfachfragen
fassen mehrere Aussagen in einem langen Fragesatz zusammen oder stellen mehrere Fragen zugleich. Daher werden hier hohe Anforderungen an das Kurzzeitgedächtnis des Bewerbers gestellt.
Beispiel: Frau X, Ihren Unterlagen entnehme ich, dass Sie bereits Führungserfahrung gesammelt haben. Da wir hier großen Wert auf gute Führung legen, wüsste ich gerne von Ihnen: Was verstehen Sie unter Führung? Wie wollen Sie bei uns Ihrer Führungsaufgabe gerecht werden? Welche Kompetenzen halten Sie dabei für unabdingbar?
Projektive Fragen
sollen den Bewerber dazu bringen, sich in eine andere Person hineinzuversetzen. Mit diesen Fragen werden besonders Bewerber traktiert, die dem Interviewer den Eindruck vermitteln, mit ihrer Meinung hinter dem Berg zu halten, sich zu verstellen bzw. eine direkte Bewertung zu meiden.
Beispiel: Wie würde sich ein guter Chef Ihrer Meinung nach in einer solchen Situation verhalten?
Provokative Fragen
sollen den Bewerber aus der Reserve locken und dienen dazu, zu erfahren, wie er auf die Provokation reagiert (die Antwortet selbst spielt also eine untergeordnete Rolle). Diesem Fragentyp begegnet man vor allem im Stressinterview.
Beispiel: Wollen Sie überhaupt arbeiten?