Absagen

Umgang mit Absagen

Enttäuschungen als Chance?

Ablehnungen zu Zeiten der Gleichbehandlung

Früher konnte man aus manchen Absagen noch etwas lernen und das Gelernte auf die nächste Bewerbung anwenden. Diese Zeiten sind jedoch mehr oder minder vorbei, denn im August 2006 trat das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG) in Kraft. Es erweist Bewerbern einen Bärendienst, denn seitdem nennen Unternehmen keine Gründe mehr für Absagen - aus Angst vor Klagen. Eine Ausnahme besteht nur bei Schwerbehinderten, wo der Arbeitgeber also zur Begründung seiner Absage verpflichtet ist. Selbst Personalentscheider finden diese Praxis unerfreulich, denn auch aus ihrer Sicht ist offenes Feedback für Kandidaten existenziell, damit sie ihre Fehler nicht fortwährend wiederholen. Doch den Firmen sind die Hände gebunden, was letztlich einem Qualitätsverlust des Bewerbungsprozesses Vorschub leistet:

Für Unternehmen ergeben sich wegen der umgekehrten Beweislast und der daraus folgenden Dokumentationspflicht höherer Verwaltungsaufwand und somit Kosten. Zudem muss man sich mit immer mehr "unsinnigen" Bewerbungen aufhalten, denn die Kandidaten lernen ja aus negativen Erfahrungen nicht dazu. Auch für Bewerber liegt der Nachteil auf der Hand: Sie schreiben eine Bewerbung nach der anderen, erfahren aber keinen Grund für die Ablehnung und erhalten so keine Chance, den Fehler zu beheben. Insgesamt entstehen bei allen Beteiligten Nachteile und hohe Kosten. Diese könnten sogar den Gesetzgeber selbst einholen, wenn "Klagewütige" im "Ergaunern" von Schadenersatzansprüchen eine willkommene Einnamehquelle gefunden zu haben glauben. Nicht zuletzt verliert der Bewerbungsprozess auf menschlicher Ebene an Qualität, denn wo ein Personalentscheider einem Kandidaten früher vielleicht noch Verbesserungstipps gegeben hätte, wittert er heute einen Klagegrund und hält sich bedeckt.

Nachfragen nach Absage?

Sie haben sich eine Absage eingehandelt? Stecken Sie den Kopf nicht in den Sand, in der Regel passt einfach jemand anders besser auf die ausgeschriebene Stelle. Immerhin hatte Sie ja die wichtigste Hürde genommen, und wurden zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Kein Grund, Trübsal zu blasen, denn auf die Stelle haben sich vielleicht 30 Bewerber gemeldet, wobei offensichtlich ja nur einer zum Zuge kommen kann. Versuchen Sie, die Absage auf eine Bewerbung als Chance zu sehen, es beim nächsten Mal besser zu machen. Absagen enthalten heute fast nur allgemeine Floskeln, die jeder abgelehnte Bewerber erhält, dennoch sollte man sich Gedanken zu möglichen Gründen über die Absage machen.

Haben Sie die Absage schon vor einem Vorstellungsgespräch erhalten, dürfte sich ein Nachfassen kaum lohnen. Waren Sie dagegen zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, kann es sich dennoch lohnen, nachzufragen, was der objektive Grund für die Absage war, verbunden mit einer freundlichen Frage - bei einem positiven Gefühl - ob es sich lohnen könnte, sich ggf. in einem halben Jahr erneut zu bewerben.

Hierzu schreiben oder mailen Sie dem Unternehmen oder rufen Ihren Gesprächspartner an. Bitten Sie darum, zu erläutern, in welchen Punkten der ausgewählte Bewerber besser war. Die Wahrscheinlichkeit, hierauf eine ehrliche Antwort zu bekommen, ist jedoch – AGG sei dank – eher gering. Dass man auf jeden Fall freundlich bleiben, keinesfalls trotzig oder zickig sondern professionell auftreten und akzeptieren sollte, wenn man keine Gründen nennen kann oder will, versteht sich von selbst. Das Gespräch lässt sich bei einem positiven Gefühl mit einer freundlichen Frage verbinden ob es sich lohnen könnte, sich ggf. in einem halben Jahr erneut zu bewerben bzw. darum bitten, die Bewerbungsunterlagen im Unternehmen zu behalten, so dass bei Bedarf darauf zurückgegriffen werden könnte. 

Hätten Sie das Glück, dass man Ihnen ehrlich verrät, dass eine bestimmte Qualifikation fehlte, sollten Sie dies als Denkanstoß zur Optimierung Ihres Bewerbungsverfahrens betrachten und überlegen, inwiefern diese Qualifikation wichtig ist bzw. wie Sie sie erwerben könnten.
Überprüfen und üben Sie auch Ihr Auftreten und Ihre Selbstdarstellung im Vorstellungsgespräch. Welche Wirkung strahlen Sie aus, wie vermitteln Sie Ihre Motivation und Einschätzung, genau der geeignete Bewerber zu sein?
Käme etwas zurück in der Art, wie es die Mahle Group in Stuttgart machte, nämlich die Frage: "Brennen Sie eigentlich für das Unternehmen, für das Sie sich bewerben?", ja, dann war wohl etwas bei der Selbstdarstellung schiefgelaufen.

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